Freitag, 7. Februar 2014

verzerrte bilder

vergangene woche demonstrierten in stuttgart etwa 500 personen gegen den neuen bildungsplan der baden-württembergischen landesregierung. sie nannten sich „besorgte eltern“ und ihr hauptschlachtruf war „schützt unsere kinder“. nagut, besorgt bin ich manchmal auch und ich will gerne alle kinder der welt schützen. die frage ist: vor was?

diese menschen möchten nicht, dass sexuelle vielfalt mehr in den lehrplan miteinbezogen werden soll. und sie möchten ihre kinder vor homosexuellen und transsexuellen und sowieso allem, was ihnen selbst fremd ist, beschützen (wer sich das alles nicht vorstellen kann, dem empfehle ich diese video-zusammenfassung).

neben der besorgnis kommt dann auch noch große unwissenheit und unkenntnis hinzu. alles wird vermischt. auf ihren transparenten klagen sie „gegen pornographieunterricht in den schulen“ oder gar „gegen sex in jedem fach“. es zeigt, wie wenig sie verstanden haben. und manche wollen es scheinbar auch nicht verstehen. sie erklären sich scheinbar reflektiert als nicht homophob, fordern dann aber ausschliesslich heterosexuelle lehrer für ihre kinder. sie argumentieren mit der christlichen nächstenliebe, kommen aber mit andersartigkeit nicht klar. bzw. was heisst andersartigkeit? sie kommen mit der realität nicht klar! sie können nicht akzeptieren, dass in schulbüchern und im geschichtsunterricht themen diskutiert werden, die sowieso alltag sind. das alles ist nichts fremdes, es ist nichts andersartiges. es müsste einfach mal in den köpfen ankommen, dass beispielsweise homosexualität normal ist. dass es schwule und lesbische menschen weltweit gibt, dass sie genauso gute babysitter, lehrer und einfach mitmenschen sein können. und dass die sexuelle orientierung doch faktisch erstmal keine rolle spielt bei dem, wie wir uns begegnen.

diese menschen sind so verblendet in ihren argumenten. sie warnen vor sex, dabei geht es dem kultusministerium um liebe. es geht nicht um sexuelle praktiken, es geht darum, in wen menschen sich verlieben. ja, dass der eine mann männer mag und der andere frauen. und manch einer beides, der macht überhaupt keine unterscheidung mehr, sondern schaut einfach nur den menschen an. 

tragisch ist, dass in den etablierten medien diese verzerrte wahrnehmung der menschen nicht herüberkam (z.b. artikel in der süddeutschen). zwar wurde über die demonstration und auch über die gegenaktion berichtet, doch da werden meistens die einen nur als besorgte eltern und die anderen nur als antifas dargestellt (welche tatsächlich nur einen kleinen anteil der demo darstellten). denn: die gegendemo war friedlich, fröhlich und wunderbar bunt gemischt. da gab es religiöse und nicht-religiöse, junge und alte, alle geschlechter, alle möglichen sexuellen sowie politischen orientierungen - kurz: eine bunte gruppe, wie unsere gesellschaft nunmal ist. vereint hat diese wirklich verschiedenen menschen wahrscheinlich nur eins: nächstenliebe.