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Montag, 10. Juni 2013

randnotiz

vergangene woche wurde öffentlich, dass die universität leipzig ihre grundordnung umformuliert. ab sofort werden in dem offiziellen dokument nur noch weibliche personenbezeichnungen verwendet, also „die professorin“, „die wissenschaftlerin“, „die studentin“ etc. in einer fussnote soll darauf hingewiesen werden, dass selbstverständlich auch männer damit gemeint seien. der senat hatte dies beschlossen. während die einen diesen entschluss feierten, gingen bei anderen sofort die alarmglocken los. das wurde vor allem in der netzgemeinde sichtbar, in der rege diskussionen entbrannten. die weit verbreitete angst vor zuviel political correctness kam wieder mal zu tage, noch weiter gingen jedoch diejenigen, die im internet beschimpfungen für die leipziger rektorin oder gegen den feminismus im allgemeinen parat hatten.

zunächst einmal für diejenigen, die das ganze für sinnlos halten: natürlich verändert die umformulierung des dokuments nicht die welt. aber auf diese weise können denkstrukturen gelockert und diskussionen über unsere männlich dominierte sprache gestartet werden. na, das ist doch was!

im übrigen halte ich die umformulierung der grundordnung überhaupt nicht für revolutionär. eigentlich ist es doch eine ganz normale kleine angelegenheit. wer sollte sich daran stören? wenn sich die frauen in jedem text, der in der brd publiziert ist und in dem sie nur in der fussnote (wenn überhaupt) erscheinen, derart aufregen würden! wir wären nur am rebellieren, rund um die uhr. und die rektorin schücking hat so recht. auf die frage, wie sie ihren kritikern begegnen will, meinte sie nur schlicht: "keine angst, liebe männer. wer souverän ist, wird damit fertigwerden."

daher nur diese kleine randnotiz.

Sonntag, 29. Januar 2012

geboren, um frei zu sein

"wir sind geboren, um frei zu sein" singt die legendäre gruppe "ton steine scherben" um rio reiser im jahr 1973 und so singen sie es immer wieder für mich, immer wenn mir danach ist. klingt das für euch nach einem schwachsinnigen ideal?

ich glaube, man kann das lied und seine message von mindestens zwei seiten betrachten. zum einen denke ich: wie nett. ist ja schön gesagt, aber wir sind nunmal keine komplett freien menschen. jede wird von ihren genen, von ihren mitmenschen, vom abstrakt so schön als "system" bezeichneten umfeld geprägt, und meistens fühlen wir uns auch nicht frei von finanzieller absicherung.

aber was steckt dahinter? vom geld abhängig bin ich nur in einem rahmen, in dem diese abhängigkeit aufrechterhalten wird. in einem system, in dem finanzen die große rolle spielen. unabhängiger vom geld würde ich beispielsweise durch ein bedingungsloses grundeinkommen werden. und die einflüsse der anderen, der mitmenschen? ja, ich muss sagen, die spüre ich auch oft. dann grüble ich, was die anderen darüber was ich mache oder sage, denken. wir kommen uns häufig so klein und unwichtig vor und hoffen, ein wenig liebe oder wenn möglich sogar sehr viel liebe zu erhalten. ist das nicht unwahrscheinlich unfrei?

zum anderen glaube ich an die freiheit. ich glaube, dass das wichtigste ist, sich dieses ziel des freiseins zu setzen. wie kann ich frei sein, wenn ich es nicht wage? wie kann ich mich lösen vom "was-denken andere-über-mich"-diskurs, wenn ich mich nicht engagiere, wenn ich nicht mein bestes tue, um dies loszuwerden? wäre es nicht wunderbar, sich mal zu fragen, was man wirklich will - als sich andersum zu fragen, was die anderen von einem wollen? wäre es nicht herrlich, sich mal zu fragen, welche seminare an der uni einen wirklich interessieren – als sich andersrum zu fragen, welche seminare an der uni einem creditpoints geben? wäre es nicht ein traum, einen beruf anzustreben, der einen glücklich macht – als sich andersrum zu fragen, welcher karriereweg einen reich machen kann? wäre es nicht schön, sich mal zu fragen, ob man selbst wirklich lieben kann und wen man liebt - als sich andersrum zu fragen, ob man geliebt wird und von wem?

ich glaube, freiheit ist vor allem freiheit im denken, nicht im tun. und dann sind wir doch irgendwie geboren um frei zu sein.