Donnerstag, 6. Oktober 2011

vom schreiben


ich wurde gefragt, warum ich meinen text zur israel-reise erst jetzt - einige monate nach meinem aufenthalt im nahen osten - online gestellt habe (siehe historische altlasten auf reisen.). die antwort ist diese: ich wollte die gedanken, die ich nach meiner reise formuliert habe, zunächst in einer zeitung oder zeitschrift veröffentlichen. leider hat das nicht geklappt, da mein text zu emotional ist. zu wenig fakten, zu wenig aktuelles geschehen aus objektiver sicht, das ist, was mir die redakteurinnen als grund für die absage nannten. der artikel passt nicht ins format der zeitungen.

nun das stimmt, ich schreibe nicht objektiv, ich schreibe nicht sachlich, ich schreibe nicht fakten-orientiert. ich schreibe deshalb so, weil ich nicht glaube, dass es so etwas wie objektivität gibt. weil ich nicht glaube, dass nur sachlichkeit und nüchterne fakten uns weiterbringen. natürlich ist die weitergabe von informationen unglaublich wichtig, auch daran glaube ich. aber gleichzeitig möchte ich auch keine objektivität vortäuschen, die nicht vorhanden ist. und ein bericht über eine reise ist etwas zutiefst subjektives. meine absicht war in diesem artikel, meine emotionen wiederzugeben und die leserin nachfühlen zu lassen, wie es für mich war, als deutsche in israel zu sein. welchen nutzen das hat? vielleicht keinen direkt erkennbaren. vielleicht wäre ein bericht voller fakten und informationen wirklich "sinnvoller". aber wer entscheidet über den sinn? wer entscheidet, welche worte und inhalte "sinnvoll" sind und uns weiterbringen? ich selbst finde es spannend, reiseberichte oder biografien zu lesen, bei denen ich wirklich nachvollziehen kann, was in der schreiberin  in der jeweiligen situation vorgegangen ist. mich haben texte solcher art bestimmt schon weitergebracht. häufig geben sie interessante einblicke in die persönlichkeit der schreibenden und regen zum nachdenken und zur meinungsbildung an an. und anstöße zum nachdenken und zur meinungsbildung finde ich auf jeden fall "sinnvoll" – egal, ob im blog, in der tageszeitung oder einem magazin.

1 Kommentar:

  1. dem kann wohl nichts mehr hinzu gefügt werden. einem anscheind objektiven ideal hinterherzuhecheln und das dann als diskurslose, neutrale berichterstattung zu verkaufen - das kanns ja echt nicht sein. auf jeden fall gibt dieser nachtrag zu dem israelartikel einen schönen einblick in deine ideenwelt und schafft einen interessanten kontext für alles andere. ich finds auf jeden fall sehr gut!
    toller blog - weiter so!

    AntwortenLöschen