Donnerstag, 17. November 2011

sage nein!

nun ist einige zeit vergangen, seit ich zuletzt etwas geschrieben habe. das heißt jedoch nur, dass meine zeit im moment sehr knapp ist und nicht, dass mir nichts durch den kopf geht. im moment sind es sogar sehr viele themen, die mich bewegen. eines davon sind die nazis.

die entdeckung der rechten organisation " nationalsozialistischer untergrund" erinnert mal wieder auf unangenehme weise alle daran, dass der braune sumpf längst nicht ausgetrocknet ist. lange zeit konnte das thema wieder ignoriert werden von der öffentlichkeit, jetzt schreit es geradezu nach reaktion. endlich werden diskussionen über ein npd-verbot wieder lauter. seit jahren ärgert mich schon, dass aufgrund der großen anzahl an v-leuten dies nicht durchgesetzt werden kann. es kann doch nicht sein, dass das system sich ein eigentor schießt!

beim thema nazis fällt mir immer wieder der wunderbare text von konstantin weckers "sage nein" ein, dessen refain lautet: "ob als penner oder sänger, banker oder müßiggänger, ob als priester oder lehrer, hausfrau oder straßenkehrer, ob du 6 bist oder 100, sei nicht nur erschreckt verwundert, tobe, zürne, misch dich ein: - sage nein!" - "sage nein" von konstantin wecker

natürlich ist ein npd-verbot nicht alles. zum austrocknen des braunen sumpfes braucht es viel, viel mehr. aber es ist ein wichtiger schritt.

2 Kommentare:

  1. Rechtsextremes Gedankengut - oder sollte man lieber sagen "Gedankenschlecht"? - scheint sich laut jüngeren Umfragen mit rund 35% (1) sogar selbstverständlicher durch die Gesellschaft zu ziehen als beispielsweise das Rauchen mit rund 29% aller Erwachsenen in Deutschland (2). Das sind erschreckende Zahlen!

    Bevor ich fortfahre, möchte ich klarstellen, dass ich mich weder als ausländerfeindlich bezeichnen würde, noch verharmlosen will, was ausländerfeindliche Äußerungen und Taten bewirken. Mir sind solche Äußerungen schon begegnet, und ich habe vehement widersprochen und Webseitenbetreiber angeschrieben.

    Doch muss ich wirklich kritisch fragen, ob diese Statistiken wirklich das Stimmungsbild korrekt abbilden. Wo beginnen denn nationalsozialistische Gedanken? Die Frankfurter Rundschau berichtet (3): "Ein Drittel der Befragten einer großen Studie der Friedrich-Ebert Stiftung vom letzten Jahr stimmte diesem Satz zu: 'Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet'." Zugegeben, diesem Satz würde ich nicht zustimmen. Aber vor allem wegen dem Wort "gefährlich". Sonst wäre es eine Überlegung wert. Schauen wir uns weitere Statistiken an: In Deutschland leben rund 15 Mio. Menschen (19%) mit Migrationshintergrund, gut 7 Mio. Menschen (9%) zählen als Ausländer, da sie nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen (4). Nur rund 20% der Migranten stammen aus der Türkei, andere EU-Länder überwiegen in der Summe.

    Offen gesagt würde ich gern mal über die Frage diskutieren, ob ein Staat wie Deutschland einen Unterschied machen sollte zwischen Menschen mit und ohne Staatsbürgerschaft. In Australien - einem beliebten Zuwanderungsland - bestimmen Fragen der Einwanderungsregelungen einen wesentlichen Teil der dortigen Politik. Man entscheidet dort offenbar sehr genau und prüfend, wer Teil der Gesellschaft werden darf - und wer nicht. Wer keine Staatsbürgerschaft besitzt, muss ein Visum beantragen und wird ggf. wieder ausgewiesen. Ist das ausländerfeindlich? Oder nur Selbstschutz? Ich weiß es nicht. Aber als ich in dem Land unterwegs war, habe ich als Ausländer nie so etwas wie Fremdenfeindlichkeit mir gegenüber gespürt. Für mich sind das wirklich zwei verschiedene Fragen, Ausländerfeindlichkeit und Einwanderungsquote. "Überfremdung" ist ein Punkt, über den man sprechen dürfen sollte, ohne gleich als Nazi abgestempelt zu werden.

    Schauen wir uns die Umfrageergebnisse der Friedrich-Ebert-Stiftung nochmal genauer an, kann man auch erkennen, dass viele Menschen in den deutlicher formulierten Einstellungen nicht mehr so zustimmend reagierten, beispielsweise: "Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben" (7,3% Zustimmung), oder "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert" (13,2% Zustimmung). Eine hohe Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts sähe anders aus. Da es aber vor allem solche Gedanken sind, die zumindest in meinen Augen zu den brisanteren gehören, ist ihre Häufigkeit natürlich trotzdem erschreckend hoch! Und hier stimme ich dann auch dem Tenor deines Statements, liebe Johanna, voll und ganz zu: Sage nein!

    Liebe Grüße,
    David

    1) http://www.spiegel.de/flash/flash-24534.html
    2) http://www.krebsgesellschaft.de/rauchen_datenzahlenfakten,1050.html
    3) http://www.fr-online.de/meinung/kolumne-liebe-rechtsextreme-mitbuerger-,1472602,11168002.html
    4) http://www.welt.de/politik/deutschland/article9475620/Kein-EU-Land-hat-mehr-Auslaender-als-Deutschland.html

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  2. Die Gefahr besteht gerade darin, negative Tendenzen zu unterdrücken. Denn gerade dadurch werden sie verstärkt und noch dazu unberechenbar.

    Aber solche Situationen sind immer auch eine Chance. Würde die Gesellschaft das Problem loslassen (also sich davon distanzieren) und unvoreingenommen betrachten (also sachlich und verständnisvoll diskutieren und analysieren), könnte sie viel daraus lernen.

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