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Dienstag, 13. März 2012

vom wasser

gestern war der erste tag des weltwasserforums 2012 in marseille. eine gute gelegenheit, ein paar worte über wasser zu verlieren.

wasser - wir brauchen es in so vielen bereichen. zum trinken, zur zubereitung von essen, um wäsche zu waschen und um uns selbst zu waschen. für die toilettenspülung und natürlich auch für die industrielle herstellung unzähliger produkte. ich hatte das glück, in einer gegend geboren zu sein, in der das wasser nicht knapp ist. ich kann jeden tag duschen- sogar so warm wie ich mag - und kann bei fließendem wasser mein geschirr abspülen. manchmal mach ich das sogar. welch luxus das ist, ist uns selten bewusst.

häufig wird moralisch appelliert: denk doch an all diejenigen, die keines haben! ohja, daran zu denken ist sehr wichtig. sich bewusst zu machen in welchem luxus man lebt, ist unwahrscheinlich wichtig. aber es ist doch gleichzeitig so: ob ich 5 oder 10 minuten dusche, wirkt sich vor allem auf den geldbeutel und natürlich auf die umwelt aus. aber soziales duschen gibt es nicht. das wasser, dass ich bei einer katzenwäsche spare, kommt nicht bei denjenigen an, die es benötigen!

betrachten wir den wasserverbrauch erst mal aus ökologischer perspektive. ja, es macht sinn, wasser zu sparen. zwar sind – darüber wurde in den letzten jahren häufig gesprochen – unsere leitungen für mehr wasser gedacht, als derzeit durchfließt. aber das ist ein mangel im system, nicht im sparsamen verbrauch.

und wo können wir auf indirekte weise am wasser sparen? ökopapier aus recycling-fasern und auch recycling-toilettenpapier ist super. neben der tatsache, dass hierfür kein bzw. kaum holz benötigt wird, brauchen die hersteller deutlich weniger wasser zur produktion. und viel wasser wird auch benötigt, um unsere fleisch-liebhaber zu versorgen. die herstellung von tierischen lebensmitteln ist extrem wasserintensiv. so geht die un davon aus, dass für ein kilo rindfleisch etwa bis zu 15.000 liter wasser benötigt werden. im vergleich dazu: für ein kilo reis sind nur 2.500 liter wasser nötig. ich rufe hier nicht auf, sofort zum vegetarier zu werden. aber ein nachsinnen über den fleischkonsum finde ich wichtig. und vielleicht schafft es doch der eine oder die andere, immer wieder auf fleisch zu verzichten - der umwelt zuliebe.

trotzdem kann wassersparen sozial sein, oder nicht? denn der größte wasserverbrauch findet in der industrie statt und indirekt haben wir da doch einfluss. fatal ist doch, wenn beispielsweise coca cola eine fabrik in nordindien besitzt und dort den menschen das lebensnotwendige gut abzwackt, um daraus ihr getränk herzustellen. viele unserer güter wie dieses koffein-gesöff werden inzwischen im ausland produziert. und dann diese firmen, die mit wasser geld machen. der große nestlé-konzert ist ein beispiel dafür. die kommerzialisierung und die privatisierung der wasserversorgung ist skandalös. auch in brasilien findet das statt. konzerne wie nestlé und coca cola kaufen hier wasserreiches land auf und entscheiden damit, wer hier zugang zu wasser hat. wie immer entscheidet geld darüber, wer gesund bleiben darf (siehe auch staytuned).
der film "bottled life" thematisiert die vorgehensweise von nestlé. leider habe ich den film noch nicht gesehen, da er in deutschland noch gar nicht gezeigt wird. die deutschen kinos bringen die dokumentation bisher nicht. warum? ich hoffe, dass es sich nur um eine verzögerung und nicht um eine verweigerung von wissensweitergabe handelt.

denn die un hat eben empörende zahlen veröffentlicht (nachzulesen unter wasser-statistiken der un): etwa 900 millionen menschen weltweit müssen ohne trinkwasser auskommen, 2,6 milliarden menschen stehen keine sanitären anlagen zu verfügung. und jedes jahr sterben etwa 3,5 millionen menschen an den folgen von schlechter wasserversorgung.

wasser ist keine ware! wasser ist teil der "würde des menschen". wasser darf nicht privatisiert werden und zu einem kommerziellen produkt werden. wasser ist ein menschenrecht.

das weltwasserforum steht auch dieses jahr stark in der kritik. es fordert offiziell eben diesen zugang zu sauberem wasser. aber letztlich erreichen wird es nicht viel, davon gehen experten aus. und die taz schreibt, dass zuviel geld für dieses forum ausgegeben wird, was direkt in brunnen investiert werden könnte – bei der eigentlichen wasserversorgung und nicht da, wo über sie gesprochen wird (taz-kommentar wasserforum).

und letztlich ist es diese ironie: dass diejenigen, die kein wasser haben, alles ausbaden müssen.

Mittwoch, 30. November 2011

sand oder doch nur öl im getriebe

jeden tag gibt es etwas neues, sich zu ärgern. heute lese ich bei zeit online (link), dass deutschland an israel ein u-boot liefert, welches mit nuklarsprengköpfen bestückt werden kann. das ist ein vorgang, der gar nicht mal so selten ist. die rüstungsindustrie ist aktiver als vielen von uns lieb ist und wahrscheinlich passiert das auch mit absicht so im dunkeln. zu selten bekommt man wirklich mit, welche geschäfte da laufen. bereits 2005 hat wohl gerhard schröder, der damalige bundeskanker, diesen rüstungsdeal mit israel klargemacht. interessant an diesem geschäft ist jedoch auch die hohe kostenbeteiligung der deutschen, die nämlich ein drittel der kosten tragen. das sind also die deutschen steuerzahlerinnen, die den export von u-booten nach israel mitfinanzieren.
ist das absurd? es ist absurd.

es ist wie mit stuttgart 21. am meisten verwundert mich an großprojekten wie diesen, warum plötzlich eine menge geld da zu sein scheint. obwohl es doch ständig fehlt!? der staat und die länder verweisen immer wieder auf die hohen schulden. viele soziale und kulturelle einrichtungen verwaisen oder werden geschlossen aufgrund mangelnder gelder. aber gelder für prestige-projekte sind immer da. und geld ist scheinbar auch dort vorhanden, wo die rüstungslobby sich bereichert. sowieso: die tatsache, dass einige staaten von den kriegen der anderen profitieren ist einer der größten skandale überhaupt. eine tatsache, die skurril, vielleicht ökonomisch logisch (?), aber vor allem zugleich menschenverachtend ist. und jeder von uns ist teil dieses systems.

ich versuche auszubrechen aus dem system. ich versuche nachhaltig zu leben, ich versuche ökologisch und sozial zu konsumieren (oder ist das an sich schon ein widerspruch?). doch die grenzen sind klar erkennbar. zum beispiel beim kleidungskauf. firmen wie kik sind für mich tabu, und das nicht erst seit dem sehr guten dokumentarfilm von christoph lütgert für die ard (youtube-link). eine jeans für 5 euro, ein shirt für die hälfte? hier ist es offensichtlich, dass irgendjemand ausgebeutet wird. es kann gar nicht sein, dass für diesen preis arbeiterinnen im ach so fernen asien gut bezahlt werden können. es kann gar nicht sein! da braucht sich keine eine illusion machen. aber auch die anderen firmen sind da keine großen helden. bei h&m ist auch davon auszugehen, dass auf möglichst billige weise – und damit auch mit dumpinglöhnen der arbeiterinnen – hergestellt wird. und was ist mit den marken, bei denen mehr gezahlt wird? benetton, esprit, adidas und co.? wer glaubt, hier auf der sicheren seite zu sein wird bitter enttäuscht. sicherlich profitiert hier jemand. aber das sind bestimmt nicht die näherinnen der fabriken. das viele geld kommt doch in den chefetagen an und nie weiter unten. wenn ich darüber nachdenke wird mir ganz schlecht. es gibt ein paar wenige faire kleidungsmarken, aber welche studentin kann sich diese leisten? für mich ist die ökonomischste variante der kauf von gebrauchter kleidung. aber damit kurble ich natürlich nicht gerade die deutsche wirtschaft an ... und überhaupt: kann das die lösung sein?

ich werde jedenfalls ganz wahnsinnig beim einkaufen. auch bei lebensmitteln lege ich viel wert darauf, regional und saisonal zu kaufen. wütend werde ich, wenn in den supermärkten oft sogar das gemüse aus dem ausland kommt, das gerade in deutschland (quasi um die ecke) wächst. wie oft stehe ich vor den gemüseregalen, lese mir etiketten und beschriftungen durch, nehme ein produkt nach dem anderen in die hand, um es dann wieder zurück zu legen. einseitiger wird mein einkauf und komplizierter. an der kühltheke ist natürlich damit nicht schluss, sondern es geht damit weiter, dass ich bestimmte marken nicht unterstützen mag.

macht das, was ich da tue, überhaupt sinn? an manchen tagen werde ich ganz verrückt davon und stehe fassungslos im supermarkt. mir vergeht die lust am einkaufen, am kochen und am essen. und ich hoffe dann doch immer, dass ich mit dem was ich tue, sand im getriebe bin.