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Dienstag, 15. Mai 2012

vom hunger

erschreckend, aber wahr: in indien verrotten derzeit mehrere millionen tonnen weizen, während unweit davon menschen verhungern. vor ein paar tagen hat spiegel online darauf hingewiesen (artikel bei spiegel online).
seit einem jahr bereits liegt in nordindien das getreide in säcken. der lange zeitraum hat diese säcke löchrig werden lassen, der regen den weizen durchnässt. die erklärung? angeblich gab es eine gute ernte. alle sattzubekommen scheitert jedoch an der lagerung, die nicht ausreichend organisiert ist. vermehrter export ist nicht sinnvoll, da dies den preis für den weizen im inland erhöhen würde. aber auch subventionierung für die ärmere bevölkerung rechnet sich letztlich nicht, so experten.

diese vorgänge in indien sind eine passende metapher für den zustand auf der ganzen welt. es ist genug zu essen da. an der verteilung jedoch scheitert es. schon der bemerkenswerte indische ökonom und philosoph amartya sen hat mit seiner intensiven forschung zur armut darauf hingewiesen. und wir kennen die bilder nun zur genüge: extreme lebensmittelverschwendung in europa und nordamerika, hungernde menschen in anderen teilen der welt. es liegt nicht an der überbevölkerung. es liegt an der verteilung. was am beispiel indien nun so krass ist, dass die verrotteten lebensmittel so nah an den hungernden sind. vermutlich kommen menschen hier täglich an den lagerstätten vorbei, dürfen sich jedoch nicht bedienen. die menschen sitzen quasi am gedeckten tisch, aber dürfen nicht zugreifen. skandalös finde ich das. und deutlich mehr als nur einen kleinen online-artikel wert.

und indiens wirtschaftslage – ist sie so schlecht? vor kurzem erst ließ die indische regierung für umgerechnet einige millionen euro eine interkontinentalrakete testen. für rüstung ist immer genug geld da. zu oft werden finanzielle interessen in den vordergrund gerückt, anstatt die menschen satt werden zu lassen. geld ist für viele mehr wert als menschenleben. und da bleibt meine kritik nicht auf indien beschränkt. auch die spekulanten um grundnahhrungsmittel sind teil der misere.

doch: das "aufsteigerland" indien, das als die größte, weil bevölkerungsreichste, demokratie der welt bekannt ist, sollte sich vielleicht darauf konzentrieren, seine bürger satt zu bekommen. und damit eine echte demokratie zu sein, die dem bürger dient.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

vom risiko

nun steht weihnachten vor der tür. alle jahre wieder gibt es diesen ungeheuren kaufrausch – geschenke, geschenke, geschenke. auch ich hab ein bisschen mitgemacht. voller vorfreude auf die gesichter der lieben beim auspacken. es wäre alle jahre wieder an der zeit, daran zu erinnern, wie verrückt dieser konsumrausch ist. wenn man sich die situation anderer menschen anschaut. wenn man in andere länder schaut und in familien, in denen man froh ist um sein täglich brot.

ich will es bei diesen paar zeilen erinnerung daran belassen. nicht, weil ich diese menschen in vergessenheit geraten lassen möchte – dann hätte ich sie gar nicht erst erwähnt – aber weil auch dieses erinnern alle jahre wieder ein bisschen nervt. dieser moralische zeigefinger.

ich hab in den letzten tagen viel weniger an weihnachten aber viel öfter an das neue jahr gedacht. 2012 – was wird es wohl bringen? mit vorsätzen für bestimmte handlungen konnte ich noch nie etwas anfangen. ob ich kommendes jahr weniger schokolade esse? keine ahnung, das entscheide ich spontan. und überhaupt ist das ein unrealistischer vorsatz. aber denkweisen oder -strategien – die kann man sich vorher mal bewusst machen. im sommer habe ich das gedicht "das pralle leben" gepostet (22. Juni 2011), das ich anfang des jahres geschrieben hatte. und es gilt wieder. auch das nächste jahr möchte ich mich immer wieder für das pralle leben entscheiden. das pralle leben – das heißt für mich in die vollen zu gehen. ich möchte nicht larifari, nicht wischiwaschi und all die anderen lustigen begriffe die man für diesen traurigen zustand wählt. ich möchte nicht anstreben, allen zu gefallen. ich möchte keine arschkriecherei. ich möchte einfach nur mit den menschen, die ich wirklich mag, eine gute zeit haben. ich möchte nicht aus angst auf bestimmte situationen auf bestimmte gefühle verzichten. ich möchte reingehen in diese situationen. ich möchte voll leben. ich möchte nicht auf das glück warten, sondern immer darauf zu gehen. und dabei auch etwas riskieren. und das bedeutet, nicht immer an die verletzungen denken, die mir dies zufügen kann. dies ist kein aufruf zur maßlosigkeit. eher eine erinnerung daran, dass höhen und tiefen, schönes und trauriges gleichermaßen zum leben gehören. und lebenswert und wünschenswert sind.

frohes fest! und einen guten rutsch in ein neues jahr voller schöner und intensiver momente!

Mittwoch, 30. November 2011

sand oder doch nur öl im getriebe

jeden tag gibt es etwas neues, sich zu ärgern. heute lese ich bei zeit online (link), dass deutschland an israel ein u-boot liefert, welches mit nuklarsprengköpfen bestückt werden kann. das ist ein vorgang, der gar nicht mal so selten ist. die rüstungsindustrie ist aktiver als vielen von uns lieb ist und wahrscheinlich passiert das auch mit absicht so im dunkeln. zu selten bekommt man wirklich mit, welche geschäfte da laufen. bereits 2005 hat wohl gerhard schröder, der damalige bundeskanker, diesen rüstungsdeal mit israel klargemacht. interessant an diesem geschäft ist jedoch auch die hohe kostenbeteiligung der deutschen, die nämlich ein drittel der kosten tragen. das sind also die deutschen steuerzahlerinnen, die den export von u-booten nach israel mitfinanzieren.
ist das absurd? es ist absurd.

es ist wie mit stuttgart 21. am meisten verwundert mich an großprojekten wie diesen, warum plötzlich eine menge geld da zu sein scheint. obwohl es doch ständig fehlt!? der staat und die länder verweisen immer wieder auf die hohen schulden. viele soziale und kulturelle einrichtungen verwaisen oder werden geschlossen aufgrund mangelnder gelder. aber gelder für prestige-projekte sind immer da. und geld ist scheinbar auch dort vorhanden, wo die rüstungslobby sich bereichert. sowieso: die tatsache, dass einige staaten von den kriegen der anderen profitieren ist einer der größten skandale überhaupt. eine tatsache, die skurril, vielleicht ökonomisch logisch (?), aber vor allem zugleich menschenverachtend ist. und jeder von uns ist teil dieses systems.

ich versuche auszubrechen aus dem system. ich versuche nachhaltig zu leben, ich versuche ökologisch und sozial zu konsumieren (oder ist das an sich schon ein widerspruch?). doch die grenzen sind klar erkennbar. zum beispiel beim kleidungskauf. firmen wie kik sind für mich tabu, und das nicht erst seit dem sehr guten dokumentarfilm von christoph lütgert für die ard (youtube-link). eine jeans für 5 euro, ein shirt für die hälfte? hier ist es offensichtlich, dass irgendjemand ausgebeutet wird. es kann gar nicht sein, dass für diesen preis arbeiterinnen im ach so fernen asien gut bezahlt werden können. es kann gar nicht sein! da braucht sich keine eine illusion machen. aber auch die anderen firmen sind da keine großen helden. bei h&m ist auch davon auszugehen, dass auf möglichst billige weise – und damit auch mit dumpinglöhnen der arbeiterinnen – hergestellt wird. und was ist mit den marken, bei denen mehr gezahlt wird? benetton, esprit, adidas und co.? wer glaubt, hier auf der sicheren seite zu sein wird bitter enttäuscht. sicherlich profitiert hier jemand. aber das sind bestimmt nicht die näherinnen der fabriken. das viele geld kommt doch in den chefetagen an und nie weiter unten. wenn ich darüber nachdenke wird mir ganz schlecht. es gibt ein paar wenige faire kleidungsmarken, aber welche studentin kann sich diese leisten? für mich ist die ökonomischste variante der kauf von gebrauchter kleidung. aber damit kurble ich natürlich nicht gerade die deutsche wirtschaft an ... und überhaupt: kann das die lösung sein?

ich werde jedenfalls ganz wahnsinnig beim einkaufen. auch bei lebensmitteln lege ich viel wert darauf, regional und saisonal zu kaufen. wütend werde ich, wenn in den supermärkten oft sogar das gemüse aus dem ausland kommt, das gerade in deutschland (quasi um die ecke) wächst. wie oft stehe ich vor den gemüseregalen, lese mir etiketten und beschriftungen durch, nehme ein produkt nach dem anderen in die hand, um es dann wieder zurück zu legen. einseitiger wird mein einkauf und komplizierter. an der kühltheke ist natürlich damit nicht schluss, sondern es geht damit weiter, dass ich bestimmte marken nicht unterstützen mag.

macht das, was ich da tue, überhaupt sinn? an manchen tagen werde ich ganz verrückt davon und stehe fassungslos im supermarkt. mir vergeht die lust am einkaufen, am kochen und am essen. und ich hoffe dann doch immer, dass ich mit dem was ich tue, sand im getriebe bin.