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Sonntag, 16. März 2014

vom antifeminismus

diese woche hat die parteijugend der alternative für deutschland eine fotoserie unter dem titel „gleichberechtigung statt gleichmacherei“ veröffentlicht, in denen sie stellung gegen den feminismus bezieht (zusammenstellung bei amy&pink). um ein paar beispiele zu nennen: „ich bin kein feminist, weil ich vernunft über genderwahn stelle“, „ich bin keine feministin, weil mein mann mein fels in der brandung ist und nicht mein klassenfeind“, „ich bin kein feminist, weil eine mutter genauso wertvoll ist wie eine vorstandschefin“, und dann noch „ich stehe auf frauen, die den feminismus ablehnen, weil ich wahre weiblichkeit wunderschön finde“. und und und.

mich schockiert das und ernüchtert es, denken doch vermutlich soviele menschen in deutschland auf diese weise. schon vor knapp zwei jahren habe ich einen text dazu geschrieben (vom feminismus) und es ist immer noch gültig: feminismus wird falsch verstanden und zu unrecht schlecht gemacht, und zwar von menschen aus allen sozialen schichten, mit den verschiedensten herkünften und hintergründen, unabhängig von gender und alter. ich könnte kotzen.

ich könnte kotzen bei soviel unreflektiertheit. bei feminismus denken manche scheinbar immer noch nur alice schwarzer und ihre zeitschrift emma – von der ich mich hiermit erneut distanziere – und irgendwelche überkommenen vorstellungen von der emanzipierten, männerhassenden und frigiden frau. dabei gibt es soviele formen von feminismus. 

mitleid habe ich ein bisschen auch, denn die sprüche der jungen afd sind zum teil sogar ungewollt feministisch. z.b. der hier: „ich bin keine feministin, weil jede frau selbst entscheiden kann, ob sie hausfrau wird.“ na klar – du bist feministin, denn das ist genau das, wofür sich der feminismus stark macht! dass jede selbst entscheiden kann, was sie mit ihrem leben macht! 

ich schwanke zwischen mitleid und spott, zwischen frustration und resignation. ich bin auch nicht der meinung, wir müssten feminismus-image betreiben, denn jeder der genau hinschaut, wird sehen, welche feminismen es heute gibt. und vor allem um was es dabei wirklich geht. das scheint den wenigsten klar zu sein. 

solange das so ist brauchen wir den feminismus. und viele menschen, die sich ganz klar für ihn positionieren und engagieren.

Freitag, 12. April 2013

von selbstbestimmung

„in der gesamten menschheitsgeschichte leugnen sklaven, dass sie sklaven sind“ – dieser satz war diese woche von der femen-aktivitstin inna schewtschenko zu hören (artikel in der süddeutschen). sie bezieht sich damit auf den konflikt mit der „muslimah pride“-bewegung. muslimas aus verschiedenen ländern hatten sich gegen die femen-bewegung ausgesprochen und deutlich gemacht, dass sie sich nicht ausziehen müssten, um frei zu sein. und dass keine aussenstehende personen ihnen sagen soll, ob sie emanzipiert seien oder nicht.

aus schewtschenkos sicht ist das ganz klar: muslimische frauen sind unterdrückt, denn sie tragen ein kopftuch. sie glaubt, man müsse ihnen helfen, sich selbst aus der unterdrückung zu befreien. ihre sicht ist natürlich einseitig und sie ist auch gefährlich. denn einigen frauen zu sagen, was gut für sie ist – sei es noch so „gut gemeint“ – ist paternalistisch und deckt nur neue machtstrukturen auf. auch männer haben jahrhundertelang argumentiert, sie wüssten, was frauen brauchen.

nicht nur im bezug auf männer und frauen gibt es diese gefahr der gut gemeinten bevormundung. sie zieht sich quasi durch alle formen der entwicklungs-zusammenarbeit. die abwendung vom früheren begriff entwicklungshilfe zeigt, dass hier ein umdenken kam und es sind wichtige schritte getan worden. dennoch: wer entscheidet, was die andere braucht?

toll wäre natürlich, wenn jede das selbst entscheiden könnte. wenn die frau entscheiden kann, ob sie ein kopftuch trägt oder nicht. ob sie hausfrau wird oder die karriereleiter nach oben klettert. ob sie sich für femen auszieht oder nicht. ob sie sich prostituiert oder nicht. das problem daran: die ganze thematik ist mit der philosophischen frage verknüpft, inwiefern es freiheit gibt. kann es freiwilligkeit beispielsweise in der prostitution wirklich geben? das fragte sich auch die redaktion von emma im vergangenen dezember (kann prostitution wirklich freiweillig sein?). oder in schewtschenkos worten: kann ein sklave seine versklavung erkennen? und natürlich hat sie zu einem gewissen punkt recht: viele probleme werden nicht als solche erkannt, weil sie „normal“ sind, weil wir an sie gewohnt sind. aber auch alice schwarzer hat mich schon oft geärgert, weil sie zu wissen meint, was für die jungen mädchen das richtige ist. hatte sie sich nicht immer gegen bevormundungen dieser art zur wehr gesetzt?

leicht fällt es uns, von aussen zu entscheiden, was das richtige wäre. was aus unserer sicht freiheit, unabhängigkeit und selbstbestimmung ist. der schwierigere weg ist es, jede frau selbst entscheiden zu lassen, was diese werte für sie bedeuten. und sich trauen zu fragen, ob diese für mich wichtigen werte für eine andere frau vielleicht auch von so grossem wert sind? oder ob unsere vorstellungen davon, wie eine freie frau ist, sich nicht viel stärker unterscheiden? gleichzeitig wird hier einem relativismus der weg geebnet, der ebenso gefährlich sein kann. fakt ist: was freiheit bedeutet und wie ich sie verstehe, kann ich niemandem aufzwängen.

echte freiheit wäre ja, dies frei für sich entscheiden zu können.

Mittwoch, 2. Mai 2012

vom feminismus

oft höre ich in diskussionen oder alltags-gesprächen den begriff des feminismus. er begegnet mir meistens in abwertender form. "du alte feministin!" ist einer der aussprüche, die ich mir anhören muss. ich schreibe "muss", denn jedesmal, nachdem eine solche äußerung gefallen ist, frage ich mich: soll ich darauf stolz oder beleidigt sein, es als selbstverständlich annehmen oder irritiert werden? zur irritation reicht es leider schon. das hat jedoch nichts damit zu tun, dass ich nicht als feministin dargestellt werden möchte. daher dieser text.

ich finde es eigentlich verrückt, dass der feminismus eine so negative assoziation bei vielen hat. denn was würden wir heute ohne die feministinnen von damals und heute machen? wie würden wir ohne eine engagierte frauenbewegung leben? wie würden wir denken?

warum aber gibt es diese negative komponente des feminismus-begriffes? und warum begegnen mir männer und frauen gleichermaßen damit, es wie eine beschimpfung einzusetzen? wenn sich beispielsweise eine frau nicht die beine rasieren mag. oder wenn sie leidenschaftlich fußball spielt. wir beschweren uns über die unglaublich hohen erwartungen, die heutzutage an uns gestellt werden, auch bezüglich unserer geschlechtlichen identität. aber an wen richtet sich unsere beschwerde? wir selbst sind die gesellschaft, die werte prägt. wenn jemand etwas ändern kann, dann wir. und das handeln beginnt im kopf, immer.

mich ärgert, wenn frauen sich selbst unterordnen, um "geliebt" zu werden. mich ärgert, wenn frauen tätigkeiten des haushalts ganz selbstverständlich übernehmen. mich ärgert, wenn frauen einen kumpel anrufen, der das fahrrad repariert, anstatt es selbst zu versuchen. diese beispiele klingen zum teil banal, zum teil absurd. ich erlebe und sehe sie ständig. ich nehme sie bei vielen frauen und mädchen in meinem bekanntenkreis wahr. ja es stimmt: wir leben in einer männerdominierten welt. trotzdem sind es nicht die männer, die alle regeln bestimmen. wenn ich als frau eine rolle übernehme, die ich mir selbst zuteile, wird es für mich schwer, mich über die rolle beschweren. sie zu hinterfragen und zu brechen ist ein ziel des feminismus. wahrscheinlich gilt es für jede einzelne, den feminismus neu zu überdenken. denn für mich hat feminismus auch nichts damit zu tun, fan von alice schwarzer zu sein. deren zeitschrift emma hat aus meiner sicht nichts feministisches, sondern ist zum teil männerverachtend und entspricht damit dem gegenteil. inspirierend sind solche seiten wie das blog mädchenmannschaft (blog), das ich hier nur weiterempfehlen kann. es bezieht sich bei der definition des begriffes auf die encyclopedia britannica, die besagt, dass feminismus “the belief in the social, economic, and political equality of the sexes” ist. es geht also vorrangig darum, sich für die soziale, wirtschaftliche und politische gleichheit von männern und frauen einzusetzen. nach dieser deninfition ist fast jede und jeder in meinem bekanntenkreis ein feminist bzw. eine feministin.

in zukunft sollte ich über äußerungen wie "du alte feministin" lächeln. und sagen: "du doch auch".

p.s. mir ist bewusst, dass der feminismus viele einzelne ausprägungen und richtungen kennt. die einzelnen aspekte genauer zu beleuchten, erschien mir für diesen text zu ausführlich, da es mir um den allgemeinen gebrauch des begriffes "feminismus" geht. es sei mir verziehen.