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Montag, 27. Oktober 2014

demonstrierende hooligans

unerträglich waren mir gestern die bilder aus köln von der „hooligans gegen salafisten“-demo. der liveticker spannender als ein krimi, nur leider bitterer ernst. 

die polizei schien überfordert, musste schon früh unterstützung einfordern. es wurden wasserwerfer und pfefferspray im großen stil eingesetzt. polizeikessel – wie man es von antifaschistischen demos kennt – gab es keine. es heißt, die polizei sei unterbesetzt gewesen. vielleicht war man zusätzlich eingeschüchtert von den gewaltbereiten demonstranten, die sich sicherlich nicht so einfach kesseln lassen. die demonstranten hatten böller und bengalos, warfen aber auch mal ein fahrrad oder steine. es gab verletzte und gezielte angriffe auf journalisten. mal ganz im ernst: hat niemand damit gerechnet? schon seit wochen haben sich die hooligans unter dem motto „hooligans gegen salafisten“ (kurz: „ho-ge-sa“) vorbereitet, mehrere tausend leute haben sich online angekündigt. und dass das nicht nur ein kleines demöchen wird, war ja wohl auch klar. immerhin kommt hier eine ganze gruppe an menschen, die es gewöhnt ist, sich zu schlagen. die gewalt als legitimes mittel begreift. die zu gewalt aufruft.

war man in köln nun überrascht was die menge oder die art der angereisten menschen anging?

nach nur einer stunde demo wird diese offiziell aufgelöst. aber was soll nun mit den gewaltbereiten hooligans passieren, die sich dort wunderbar versammelt haben? die endlich mal gemeinsam gegen eine sache kämpfen. eine derart große nazi-demo sieht deutschland selten, etwa 3000 leute sind angereist. da ist wahrscheinlich vom unreflektierten „ich mag salafisten einfach nicht“ bis hin zum rechtsextremen pack alles dabei. um salafisten geht es längst nicht mehr und ging es vielleicht auch nie. das sind ganz klar rechte, nationalistische und fremdenfeinliche ideen, die hier auf der straße ausgelebt werden. es werden ausländerfeindliche parolen gerufen, es gibt mindestens einen hitlergruß. special guest ist die band kategorie c, die auch vom verfassungsschutz der rechtsextremen hooligan-szene zugeordnet wird. apolitisch ist anders.

bei einer antifaschistischen demo heißt es so schnell linksradikal, linksextrem, gewaltbereite linke, antifa. ja und jetzt tut man sich schwer, die demoteilnehmer als nazis zu bezeichnen. es heißt, hier treffen sich hooligans. in manchen redaktionen (z.b. tagesspiegel) wird über die ereignisse doch tatsächlich unter der rubrik „sport“ berichtet. dass das natürlich mit fußball nichts mehr zu tun hat, ist offensichtlich. was mich auch wundert: dass sich da die fußballvereine nicht beschweren.

ich warte darauf, dass endlich mal festgehalten wird, dass dies eine der größten nazi-veranstaltungen der letzten jahre war. und ja: dass deutschland ein echtes problem mit nazis hat.

Mittwoch, 30. April 2014

tagebuch der empörung IX

1. in den usa, im bundesstaat oklahoma, wurde an einem verurteilten mörder eine neue giftmischung ausprobiert. clayton lockett sollte am dienstag nachmittag mit dem tode bestraft werden. doch es kam viel schlimmer: erst eine dreiviertel stunde nach beginn der hinrichtung erlag er einem herzinfarkt, weil die giftmischung nicht wie gewünscht wirkte. 43 minuten voller qualen, die der mann auf der bahre bei bewusstsein mit seinem leben rang. und dieser vorfall ist nicht der erste seiner art. sowas hat wahrlich keiner verdient, auch kein mörder, auch wenn wir das manchmal nicht glauben wollen. wo bleibt da die menschenwürde? ein mann, der gemordet hat, wird doch nicht dadurch zum versuchskaninchen, dem man alles antun kann! und das publikum sitzt hinter einer glasscheibe und schaut dabei zu. die usa, die sich gern als weltverbesserer und überbringer von demokratie und menschenrechten aufspielen, sollten mal den blick von der glasscheibe lösen und mal einen blick in den spiegel werfen. 

2. in hoyerswerda sind flüchtlinge wieder rassistischen ausschreitungen ausgesetzt und keinen störts. einzig die taz (neonazis in hoyerswerda) und der störungsmelder der zeit (angriff auf asylbewerberheim in hoyerswerda) berichten darüber, die anderen medien erwähnen die vorfälle mit keinem wort. dabei werden die menschen vor ort nicht nur beleidigt und beschimpft, sondern auch bedroht. nachts kommt es zu einbrüchen mit einem hammer, frauen werden auf der strasse körperlich bedrängt. die heimbewohner haben sich mittlerweile mit einem hilferuf an die bevölkerung gewandt. das landratsamt bautzen, das für die unterbringung der flüchtlinge verantwortlich ist, unternimmt ebenfalls nichts. ihr sprecher meint schlicht, dass ein wachmann vor ort auch nichts ändern werde. diese haltung ist ein skandal, denn wenn andere, scheinbar schützenswertere menschen, bedroht werden gibt es doch auch personal der polizei. und bei demonstrationen, fussballspielen und anderen grossereignissen kommt auch keiner mit dem argument, da würde kein wachmann was nützen. da bleibt mir nur, konstantin wecker mit seiner ballade von antonio amadeu kiowa zu zitieren, denn seit 1993 hat sich hier nichts geändert: 

„grad jetzt in münchen haben sie beim weltwirtschaftsgipfel armeen angekarrt, um den staat gegen hundert leut mit ihre trillerpfeifen zu schützen, aber da ging's halt gegen hohe politiker, wertvollere menschen anscheinend, weil jetzt, jetzt macht die polizei einen schichtwechsel, wenn vietnamesen abgefackelt werden und schwarze aufgeklatscht. abfackeln, aufklatschen, ja wo samma denn, willy - und glaubst du, einer unserer politiker hätte sich persönlich entschuldigt, nix da, als antwort auf diese schweinereien haben sie versprochen, das asylproblem in den griff zu bekommen - dem mob recht geben, nur um an der macht zu bleiben und die nächsten wahlen zu gewinnen, pfui deife, willy, pfui deife!“

Mittwoch, 19. September 2012

tagebuch der empörung IV

1.) obwohl es im internet angekündigt war, verhinderte keiner den gestrigen angriff der neonazis auf eine gruppe von flüchtlingen. diese hatten vor dem landtag in erfurt gemeinsam mit zahlreichen unterstützern für bessere lebensbedigungen für flüchtlinge in deutschland demonstriert. hauptkritikpunkte waren die residenzpflicht, die situation in den asylbewerberheimen und das gutscheinsystem bei den lebensmitteln. auch setzten sie sich für eine arbeitserlaubnis ein. mit flugblättern und transparenten erschien plötzlich eine kleine gruppe von neonazis, von denen angeblich einige zur npd-parteiführung in thüringen gehören. sie gingen auf die flüchtlinge zu und es kam zu prügeleien. die polizei schritt zu spät gegen die nazis ein bzw. hätten sich schon im vorraus gegen sie stellen müssen. das verwundert, denn die neonazis hatten ihren angriff auf die demo bereits im internet angekündigt. warum war darüber keiner bei der polizei informiert? warum wurden nicht mehr beamte eingesetzt, um die flüchtlinge zu schützen?

2.) die pille danach zu bekommen ist in deutschland so kompliziert, dass sie häufig erst zu spät eingenommen wird. darauf weisen politikerinnen und ein guter artikel bei zeit online (die pille zu spät danach) hin. demnach kann man in den meisten eu-staaten die pille danach rezeptfrei erhalten, in deutschland dagegen ist oft eine odysee von arzt zu arzt nötig, um überhaupt an ein rezept zu gelangen. angeblich ist dies vor allem in katholischen kliniken und in krankenhäusern ohne gynäkologische abteilung besonders schwierig. das bedeutet, dass es ganze städte gibt, in denen es unter umständen unmöglich ist, ein rezept zu erhalten. und dabei zählt in diesem fall jede stunde! wer nun argumentiert, die pille danach würde dafür sorgen, dass keiner mehr verhüten wird, liegt vermutlich ziemlich falsch. das medikament wird weiterhin teurer sein als jedes verhütungsmittel. wenn jedoch die pille danach rezeptfrei erhältlich wäre, würde sie die betroffene frau rechtzeitig einnehmen können. damit werden abtreibungen verhindert. auch die weltgesundheitsorganisation empfielt, die rezeptflicht für die pille danach aufzuheben. wann gibt es hier endlich ein umdenken auch in deutschland? wann lässt endlich auch die katholische kirche frauen über ihren eigenen körper bestimmen?

3.) nach zahlreichen anderen unternehmen und portalen hat nun auch couchsurfing seine datenschutzbestimmungen so geändert, dass man eigentlich austreten müsste. traurig, denn diese amerikanische plattform, die zur vermittlung von schlafplätzen, aber auch reisepartnern und kaffee-gesellschaft dient, hatte bisher so etwas freies und unkonventionelles. ja, es hatte fast antikapitalistische züge dieses system, das weniger betuchten menschen tolle chancen eröffnete. seit dem 14. september jedoch hat auch couchsurfing seine kapitalistische seite gezeigt. ab sofort können nicht nur private daten an dritte weitergegeben werden, sondern falls bei couchsurfing agb oder datenschutzbestimmungen geändert werden, müssen die beitreiber des portals darüber nicht mal mehr informieren. allein die nutzung der seite ist eine zustimmung zu diesen neuen regelungen. zu wenige nutzer haben dies jedoch mitbekommen, was einen protest dagegen erschwert. es scheinen sich viele couchsurfer damit nicht zu beschäftigen oder es ist ihnen wohl egal. oder wir jungen menschen, die ja fast schon „digital natives“ sind, sind inzwischen einfach bereit, in der währung „private daten“ zu bezahlen …