Sonntag, 19. August 2012

tagebuch der empörung V

1.) die drei musikerinnen der kremlkritischen band „pussy riot“ kommen für zwei jahre hinter gitter. nicht in ein normales gefängnis, nein. sie kommen zusammen mit schwerkriminellen wie möderinnen in ein straflager. interessanterweise gibt es in russland für männer diverse gefängnistypen. für frauen jedoch gibt es nur diese art von straflager, in denen die frauen gemeinsam in baracken untergebracht sind. ob diese strafe für die jungen frauen angemessen ist? ihr kurzes (nicht mal eine minute langes) „punkgebet“, das sich gegen putin richtet und in einer kirche aufgeführt wurde, hat einen skandal ausgelöst. doch selbst religiöse menschen sind der meinung, die strafe sei unverhältnismässig. die strafe deckt aber etwas auf, was die feministischen musikerinnen schon länger anprangern: dass die russische justiz nicht unabhängig ist und dass das verhältnis zwischen den russischen machthabern und der orthodoxen kirche zu eng ist.

2.) die bundeswehr darf nach einem neuen beschluss vom vergangenen freitag auch im inneren eingesetzt werden. nun darf innerhalb von deutschland mit militärischen mitteln gegen terrorismus vorgegangen werden, falls polizeiliche mittel nicht ausreichen sollten. ja, es gibt beschränkungen. so soll es nur in „ausnahmesituationen katastrophischen ausmaßes“ zu einem einsatz kommen und damit sind offiziell auch demonstrationen ausgeschlossen. doch diese zivil-militärische kooperation bei demonstrationen wäre nichts neues, man hatte sie bereits 2007 beim g8-gipfel in heiligendamm erleben können, wo eine art ausnahmezustand erklärt wurde und die bundeswehr im einsatz war. die „ausnahmesituationen katastrophischen ausmasses“ sind im gesetzesentwurf tatsächlich nicht definiert, sodass es schnell zu umstrittenen einsätzen kommen kann. umstritten ist der beschluss sowieso schon. denn für viele kritikerinnen kommt er einer heimlichen verfassungsänderung gleich.

3.) die spanische regierung will abtreibungen, auch die nach einer vergewaltigung, wieder verbieten. im oktober dieses jahres soll der neue gesetzesentwurf vorgelegt werden. dies war eines der wahlversprechen der mit absoluter mehrheit regierenden volkspartei, die nun die konservativen gemüter beruhigen muss. mich beruhigt das überhaupt nicht. spanischen frauen die entscheidung über ihren eigenen körper abzusprechen, ist menschenunwürdig. nicht die abtreibung ist das verbrechen sondern der einfluss der politik darauf, was frauen mit ihrem körper zu tun und zu lassen haben.

Montag, 6. August 2012

vom flüchten

endlich berichtet auch spiegel online in einem guten artikel (fakten gegen stimmungsmache) darüber: asylbewerberinnen bedrohen keineswegs unseren lebensstandard. sie kommen gar nicht in der großen anzahl in unser land, wie man meinen könnte. und asylbewerberinnen sind zum großteil kein schmarotzer, die es sich bei uns gut gehen lassen.

meinen engen freunden ist diese nachricht nichts neues. aber in vielen kreisen ist noch immer der gedanke weit verbreitet, da kämen massen an einwanderern, die uns geradezu plündern. man möchte weder mit ihnen zusammen leben noch zusammen arbeiten. genau das wird vom staat sowieso nicht unterstützt. in quasi sammellagern hausen (leben möchte ich das nicht nennen) unsere asylbewerberinnen, in denen es kaum freiraum für eigenes und für ruhe gibt. zum teil erhalten sie nur lebensmittel, die sie auf listen auswählen dürfen (erinnert irgendwie an lebensmittelmarken), sie werden in ihrer bewegungsfreiheit eingeschränkt, da sie nicht ihren landkreis verlassen können, und dürfen nur gering arbeiten gehen. daher arbeiten sie des nachts bei mcdonalds und putzen uns feierwütigen und mitternachtshungrigen hinterher.

die mehrheit von ihnen ist geflohen aus ihrem land, ist traumatisiert. kaum einer verlässt sein zuhause und seine familie einfach nur so. allein diese flucht zeigt, dass die lebensumstände vor ort nicht gut sein können. sie sind nicht hier, um zu schmarotzen. sie sind hier, um sich ein neues leben aufzubauen. ich kenne eine lesbische junge frau, die aus ihrem heimatland morddrohungen erhält und die deutschen beamten behaupten stets, diese briefe könnten ja auch von ihr selbst geschrieben worden sein. beweise deine feinde, beweise die echte gefahr! was wird hier erwartet. es ist unmenschlich.

ich denke: menschlich wäre es, menschen zu vertrauen und ihnen glauben zu schenken. und ja, dabei würden auch schmarotzer durchkommen. natürlich gibt es immer ein paar, die das system ausnutzen. aber die muss man hinnehmen können, weil es sie in jedem system gibt. es gibt auch in deutschland geborene menschen, die sozialschmarotzen.

ein erster schritt in die richtige richtung ist getan. am 18. juli entschied das bundesverfassungsgericht, dass die üblichen leistungen für asylbewerber und kriegsflüchtlinge zu niedrig sind, dass sie menschenunwürdig seien. sie müssen nun auf das niveau von hartz 4 und sozialhilfe erhöht werden. erhöht werden muss jetzt vor allem noch das bewusstsein und der respekt in den köpfen.

Mittwoch, 4. Juli 2012

von nackten brüsten

mit nackten brüsten, mit nackter haut im allgemeinen, erreicht man weiterhin die breite öffentlichkeit. sex sells, das weiß ja jedes kind. die feministische bewegung "femen", die aus der ukraine kommt und europaweit für schlagzeilen sorgt, macht sich das zunutze. sie entblößen demontrativ ihre oberkörper, um gegen sextourismus, sexismus, wladimir putin und die unterdrückung der frau zu protestieren. interessanterweise sind das vorrangig junge, schlanke und auch sonst dem aktuellen schönheitsideal entsprechende frauen.

auf der einen seite bin ich erleichert. hängt feministischen gruppen doch immer das vorurteil an, diese frauen seien einfach mannsweiber, die keinen kerl abbekommen haben. allein diese formulierung ist ein sprachlicher gewaltakt, weil frauen über den mann definiert werden, das ist mir bewusst. ich freue mich ein wenig über diesen – entschuldigt diese denkweise! – ästhetischen protest. und dennoch ist das für mich eine schwierige form des feministischen widerstands. diese frauen wollen nicht als sexobekt gesehen werden, sie möchten gegen die sexualisierung der frau demonstrieren. sexualisieren sie ihren widerstand um dies zu erreichen!?

im prinzip erscheint es logisch. denn damit bestehen beste chancen, auch wirklich in den medien erwähnt zu werden. beste chancen, gesehen zu werden. aber ist das wirklich der richtige weg? der versuch, die öffentlichkeit zu erreichen, gelingt. die bilder von oben ohne demontrierenden frauen geht um die welt. es wirkt. denn junge, nackte frauenkörper positioniert man gerne in den medien. nun darf man sie sogar auf der politik-seite zeigen und muss sich als zeitung nicht mal schämen. die frage ist, ob aber auch der diskurs danach stattfindet. gelingt es, die öffentlichkeit mit dem eigentlichen thema des protestes zu erreichen? blicken viele medien und viele menschen hinter diesen bloßen oberkörper? oder anders gefragt: hat "femen" auch die chance, nicht nur gesehen, sondern auch gehört zu werden?

selbstverständlich wird in tageszeitungen, fernsehprogrammen und internetforen klargestellt, warum diese frauen sich öffentlich ausziehen. natürlich interessiert es auch immer wieder die menschen, warum die jungen mädchen diese form des protestes wählen. aber aus meiner sicht wird hier der protest oft viel zu verkürzt dargestellt. mehr noch - ich bemerke auch das: da ergötzen sich männer (und vermutlich auch frauen) an den bildern nackter frauen. im internet kursieren fotos, die jeweiligen kommentare bei facebook unter diesen bildern sind "geil", oder ähnliches. für viele spielt die berichterstattung keine rolle, hier findet schlicht lust an sensation und nackter frauenhaut statt.

und das ist die traurige ironie der "femen"-bewegung: mit dem antisexistischen protest wird schlicht sexistisch umgegangen.
oder ist gar die bewegung selbst auch sexistisch?

diese frauen zeigen mit ihrer form des protestes scheinbar, dass ihr (nackter) körper ihre wichtigste waffe ist. und genau das ist der fehler. frauen müssen zeigen, dass sie mehr als nur ihre brüste sind. dass sie nicht schön sein müssen, um gehört zu werden. dass sie nicht nackt sein müssen, um thematisiert zu werden. dass sie nicht auf sexistische muster zurückgreifen und ihre bewegung sexualiseren müssen. aber genau das machen "femen" und nachahmende bewegungen.

darum meine ich: es ist ein wenig sinnvoller widerstand.

Montag, 25. Juni 2012

tagebuch der empörung IV

1. erst vor kurzem tauchten details über syphillis-studien auf, die in den 1940er jahren in guatemala durchgeführt wurden. bei diesen hatten us-amerikanische ärzte mit zahlreichen menschen versuche gemacht. heftig ist vor allem diese information: menschen wurden absichtlich mit geschlechtskrankheiten wie syphillis etc. infiziert, um den wirkstoff penicillin zu erforschen. ein perverses und unmenschliches verhalten haben diese mediziner gezeigt, von denen sich vor allem john cutler einen namen machte. dieser verstarb 2003 ohne sich jemals entschuldigt zu haben. und die verwitwete ehefrau meint dazu schlicht, es seien andere zeiten gewesen.
andere zeiten – die alles legitimieren? die es erlauben, menschen so zu behandeln? erschreckend diese perspektive. erschreckend auch, dass die klage der bis heute betroffenen zurückgewiesen werden wurde. begründung: die usa könne auf verletzungen, die im ausland zugefügt wurden, keine ansprüche geltend machen. (guter bericht auch bei zeit online).

2. dirk niebel, deutscher bundesminister für wirtschaftliche zusammenarbeit und entwicklung, hat am freitag die hand des neuen staatschef paraguays geschüttelt. die nachricht, die weltweit ankam ist die: niebel und damit auch die deutsche regierung erkenne den machtwechsel an. dabei hat keines der südamerikanischen staaten das bisher getan. das hat vor allem damit zu tun, dass federico franco, der neue staatschef, unter bislang ungeklärten umständen ins amt kam. niebel unterstützt öffentlich die putschisten und den staatsstreich in paraguay.
der entwicklungsminister hat sich in den letzten jahren besonders dafür engagiert, die wirtschaftliche entwicklung deutschlands voranzutreiben. auch die aktuelle handlung wird seiner position in keinster weise gerecht und man fragt sich:
ist niebel blauäugig? oder auf dem rechten auge blind?

2. die fußball-em bringt wieder unverhohlenen patriotismus zutage. mich beschäftigt die idee, warum ausgerechnet staaten gegeneinander spielen müssen und ob es dazu keine alternativen gibt. staaten waren für viele jahre eine wichtige ordnungseinheit und sie dienen auch heute noch dazu, mannschaften zu bilden. soweit so gut. es ist in ordnung, für die deutsche mannschaft zu sein. genauso wie es in ordnung ist, für die italienische mannschaft zu sein. problematisch wird es erst dann, wenn sport und fußball vermischt werden. stolz auf die deutsche mannschaft muss nicht stolz auf deutschland bedeuten. den deutschen fußball zu feiern bedeutet nicht deutschland zu feiern. leider geht das im getümmel oft unter. man muss penibel auf die unterschiede zwischen fußballfeierei und nationalistischem denken achten. leider sind die grenzen oftmals fließend. es ist wichtig, wachsam zu bleiben.

Dienstag, 5. Juni 2012

deutschlands rassistischer alltag

für manche menschen in deutschland ist rassismus alltäglich, der alltag in deutschland oft rassistisch. in gesprächen mit freunden und bekannten stelle ich immer wieder fest, wie wenig sie zum teil darüber wissen. wer damit nicht selbst zu tun hat, kann es sich oft nur schwer vorstellen. "immerhin leben wir ja in deutschland!" heißt es dann, in der annahme, hier ginge alles so friedlich und fair und tolerant zu. und die polizei würde die menschenrechte mitverteidigen oder so. erst im kontakt mit migrantinnen – und den haben leider nicht alle, da unsere gesellschaft eben nicht eine "salad bowl" ist – wird einem oft deutlich, welchen rassismen sie im alltag begegnen.

schwarze bekannte berichten von den unzähligen passkontrollen, denen sie sich ausgesetzt fühlen. ich selbst wurde noch nie einfach so von der polizei aufgehalten und gebeten, meinen personalausweis zu zücken. ihr? menschen, bei denen aufgrund der hautfarbe, der form ihrer augen oder sonstiger angeblich typischer merkmale vermutet wird, dass sie nicht deutsche sind, müssen das ständig! ich kenne menschen, die etwa jede woche einmal geprüft werden. dies geht auf das "racial profiling" zurück, eine gängige verdachtsunabhängige kontrolle nach schlicht rassistischen kriterien. polizistinnen kontrollieren also gezielt ausländisch aussehende, vor allem schwarze mitbürgerinnen (siehe auch alltäglicher rassismus in deutschland). jede, die das nicht glauben kann, ist vermutlich einfach nur in der glücklichen lage, davon nicht direkt betroffen zu sein.

ein anderes beispiel. eine dunkelhäutige freundin von mir ist in einem club und steht mit freunden am tresen. ein junger mann spricht sie an und fragt, ob sie nicht tanzen mag. als sie verneint, fragt er sie lächelnd: "eigentlich müsstest du doch das tanzen im blut haben!". als wir darüber sprachen, meinte eine bekannte, das sei doch eigentlich ein kompliment gewesen. nämlich, dass sie gut tanzen könne, natürlich aufgrund ihrer herkunft. ein kompliment, das rassistische denkweisen als basis hat? meine freundin jedenfalls meinte, dies schlimmer zu finden als jeden "negerkuss", den sie in ihrer kindheit mit freude gegessen hat. es ist diese seltsam form des rassismus, die sich so lange halten kann, weil menschen die brisanz nicht sehen. die diese aussagen als nicht rassistisch, sondern als kompliment abstempeln. doch: auch dies ist rassismus, denn er geht auf die denkweise zurück, dass menschen aufgrund ihrer hautfarbe anders sind. er führt dazu, dass menschen aufgrund ihrer hautfarbe anders behandelt werden. man nennt dies positiven rassismus.

vermutlich würde auch die firma kraft foods genau so ihr produkt verteidigen, die ihre "zigeunersoße rassig pikant" weiterhin verkauft. daher möchte ich hier nochmal auf meinen beitrag zu diesem lebensmittel, das mich im höchsten maß empört, hinweisen (rassig pikant). nicht zuletzt in der kommenden grillsaison werden wir dieser soße vermutlich immer wieder begegnen.

genauso wie menschen mit für deutsche untypischem aussehen immer wieder im alltag rassismen begegnen müssen. ich meinte oben, dass viele von uns nicht direkt betroffen davon sind, zum beispiel auch ich nicht. indirekt sind wir jedoch alle davon betroffen. denn diese gesellschaft bleibt auch so, wenn wir nichts dagegen tun. wenn wir nicht zivilcourage beweisen und in momenten, in denen wir derartiges bei der anderen erleben, einschreiten und entrüstet "stopp!" sagen.

Dienstag, 15. Mai 2012

vom hunger

erschreckend, aber wahr: in indien verrotten derzeit mehrere millionen tonnen weizen, während unweit davon menschen verhungern. vor ein paar tagen hat spiegel online darauf hingewiesen (artikel bei spiegel online).
seit einem jahr bereits liegt in nordindien das getreide in säcken. der lange zeitraum hat diese säcke löchrig werden lassen, der regen den weizen durchnässt. die erklärung? angeblich gab es eine gute ernte. alle sattzubekommen scheitert jedoch an der lagerung, die nicht ausreichend organisiert ist. vermehrter export ist nicht sinnvoll, da dies den preis für den weizen im inland erhöhen würde. aber auch subventionierung für die ärmere bevölkerung rechnet sich letztlich nicht, so experten.

diese vorgänge in indien sind eine passende metapher für den zustand auf der ganzen welt. es ist genug zu essen da. an der verteilung jedoch scheitert es. schon der bemerkenswerte indische ökonom und philosoph amartya sen hat mit seiner intensiven forschung zur armut darauf hingewiesen. und wir kennen die bilder nun zur genüge: extreme lebensmittelverschwendung in europa und nordamerika, hungernde menschen in anderen teilen der welt. es liegt nicht an der überbevölkerung. es liegt an der verteilung. was am beispiel indien nun so krass ist, dass die verrotteten lebensmittel so nah an den hungernden sind. vermutlich kommen menschen hier täglich an den lagerstätten vorbei, dürfen sich jedoch nicht bedienen. die menschen sitzen quasi am gedeckten tisch, aber dürfen nicht zugreifen. skandalös finde ich das. und deutlich mehr als nur einen kleinen online-artikel wert.

und indiens wirtschaftslage – ist sie so schlecht? vor kurzem erst ließ die indische regierung für umgerechnet einige millionen euro eine interkontinentalrakete testen. für rüstung ist immer genug geld da. zu oft werden finanzielle interessen in den vordergrund gerückt, anstatt die menschen satt werden zu lassen. geld ist für viele mehr wert als menschenleben. und da bleibt meine kritik nicht auf indien beschränkt. auch die spekulanten um grundnahhrungsmittel sind teil der misere.

doch: das "aufsteigerland" indien, das als die größte, weil bevölkerungsreichste, demokratie der welt bekannt ist, sollte sich vielleicht darauf konzentrieren, seine bürger satt zu bekommen. und damit eine echte demokratie zu sein, die dem bürger dient.

Mittwoch, 2. Mai 2012

vom feminismus

oft höre ich in diskussionen oder alltags-gesprächen den begriff des feminismus. er begegnet mir meistens in abwertender form. "du alte feministin!" ist einer der aussprüche, die ich mir anhören muss. ich schreibe "muss", denn jedesmal, nachdem eine solche äußerung gefallen ist, frage ich mich: soll ich darauf stolz oder beleidigt sein, es als selbstverständlich annehmen oder irritiert werden? zur irritation reicht es leider schon. das hat jedoch nichts damit zu tun, dass ich nicht als feministin dargestellt werden möchte. daher dieser text.

ich finde es eigentlich verrückt, dass der feminismus eine so negative assoziation bei vielen hat. denn was würden wir heute ohne die feministinnen von damals und heute machen? wie würden wir ohne eine engagierte frauenbewegung leben? wie würden wir denken?

warum aber gibt es diese negative komponente des feminismus-begriffes? und warum begegnen mir männer und frauen gleichermaßen damit, es wie eine beschimpfung einzusetzen? wenn sich beispielsweise eine frau nicht die beine rasieren mag. oder wenn sie leidenschaftlich fußball spielt. wir beschweren uns über die unglaublich hohen erwartungen, die heutzutage an uns gestellt werden, auch bezüglich unserer geschlechtlichen identität. aber an wen richtet sich unsere beschwerde? wir selbst sind die gesellschaft, die werte prägt. wenn jemand etwas ändern kann, dann wir. und das handeln beginnt im kopf, immer.

mich ärgert, wenn frauen sich selbst unterordnen, um "geliebt" zu werden. mich ärgert, wenn frauen tätigkeiten des haushalts ganz selbstverständlich übernehmen. mich ärgert, wenn frauen einen kumpel anrufen, der das fahrrad repariert, anstatt es selbst zu versuchen. diese beispiele klingen zum teil banal, zum teil absurd. ich erlebe und sehe sie ständig. ich nehme sie bei vielen frauen und mädchen in meinem bekanntenkreis wahr. ja es stimmt: wir leben in einer männerdominierten welt. trotzdem sind es nicht die männer, die alle regeln bestimmen. wenn ich als frau eine rolle übernehme, die ich mir selbst zuteile, wird es für mich schwer, mich über die rolle beschweren. sie zu hinterfragen und zu brechen ist ein ziel des feminismus. wahrscheinlich gilt es für jede einzelne, den feminismus neu zu überdenken. denn für mich hat feminismus auch nichts damit zu tun, fan von alice schwarzer zu sein. deren zeitschrift emma hat aus meiner sicht nichts feministisches, sondern ist zum teil männerverachtend und entspricht damit dem gegenteil. inspirierend sind solche seiten wie das blog mädchenmannschaft (blog), das ich hier nur weiterempfehlen kann. es bezieht sich bei der definition des begriffes auf die encyclopedia britannica, die besagt, dass feminismus “the belief in the social, economic, and political equality of the sexes” ist. es geht also vorrangig darum, sich für die soziale, wirtschaftliche und politische gleichheit von männern und frauen einzusetzen. nach dieser deninfition ist fast jede und jeder in meinem bekanntenkreis ein feminist bzw. eine feministin.

in zukunft sollte ich über äußerungen wie "du alte feministin" lächeln. und sagen: "du doch auch".

p.s. mir ist bewusst, dass der feminismus viele einzelne ausprägungen und richtungen kennt. die einzelnen aspekte genauer zu beleuchten, erschien mir für diesen text zu ausführlich, da es mir um den allgemeinen gebrauch des begriffes "feminismus" geht. es sei mir verziehen.